Keine Einzelhaltung

Die natürliche Lebensform der Meerschweinchen ist ein großer Sozialverband. Werden sie gezwungen, in Einzelhaltung zu leben, verkümmert ihre Seele. Kein Kaninchen und auch nicht der Mensch kann den Meerschweinchen einen Partner ersetzen.

Vermeintliche Argumente für Einzelhaltung:

"Mein Meerschweinchen ist glücklich allein."
Weil es quiekt? Das tut es, um Aufmerksamkeit zu bekommen, oder weil es Hunger hat. Weil es angeranntkommt? Das tut es, weil einfach kein Artgenosse zum Spielen da ist.

"Mein Meerschweinchen verträgt sich nicht mit anderen."
Natürlich ist es bei den Meerschweinchen nicht anders als bei uns Menschen. Auch sie haben betreffend ihrer Freunde Vorlieben und finden nicht alle anderen Meerschweinchen in gleichem Maße sympathisch. Nur weil sie nun gerade den einen möglichen Partner nicht leiden können, heißt das nicht, dass sie für immer allein sein dürfen.

„Ich will meinen Bock nicht kastrieren lassen und mit anderen Böcken verträgt er sich nicht.“
Männer-WGs können funktionieren, müssen es aber nicht zwingend. Ist ein Böckchen bockunverträglich, sollte es kastriert werden und eine Freundin bekommen.

„Ich möchte nur ein Meerschweinchen, weil das schneller zutraulich wird.“
Das ist falsch. Meerschweinchen werden in der Gruppe genauso zutraulich, wenn man sich viel mit ihnen beschäftigt. Der Unterschied ist folgender: Ein Einzelschweinchen wird zutraulich, weil es keine andere Wahl hat. Ein Schweinchen mit artgerechtem Partner wird aus freien Stücken zutraulich.

„Ich beschäftige mich ja sehr viel mit meinem Meerschweinchen.“
Selbst wenn man die Zeit findet, sich 2 Stunden am Tag mit dem Meerschweinchen zu beschäftigen, würde es immer noch 22 Stunden am Tag einsam sein.

„Mein Meerschweinchen ist es gewohnt, allein zu sein und braucht jetzt auch keinen Partner mehr.“
Gewöhnung heißt nicht glücklich sein!


Emilios Geschichte zum Thema Einzelhaltung
 
Wir, die Meerschweinchen, sind genau wie ihr Menschen Rudeltiere. Ohne Kontakt zu Artgenossen verkümmern wir in unserem Sozialverhalten und vereinsamen völlig. Ich möchte euch dazu eine Geschichte erzählen:

"Ich, Emilio, erinnere mich, dass ich als kleines Baby von meiner Mama weggerissen wurde. Danach wohnte ich bei einem lieben Menschen, der sich auch sehr gut um mich kümmerte. Trotzdem fehlte etwas in meinem Leben. Abends lag ich allein im Haus und tagsüber, wenn der Mensch in der Schule war, langweilte ich mich. Nach einiger Zeit zog ich um, zu einem anderen Menschen. Schon als ich in das Zimmer getragen wurde, quiekste es. Ich konnte meinen Ohren nicht trauen und meiner Nase schon gar nicht. Da waren andere Meerschweinchen! Das war vielleicht toll. Wir haben die ganze Nacht lang geredet, jeder hatte interessante Geschichten zu erzählen. Am nächsten Tag wurde ich in ein weißes Zimmer getragen, zu einer weiß gekleideten Frau. Dann war ich plötzlich totmüde und schlief den ganzen Tag. Hinterher erzählte mir der Mensch, dass man das, was mit mir gemacht wurde, 'kastrieren' nennt und dass ich jetzt bald (um genau zu sein in 6 Wochen) eine Freundin haben könne. Eine eigene Freundin? Ich war so glücklich und gespannt auf den Tag, an dem es passieren sollte.
Und dann war dort ein Mädchen. Ich sag euch: Ich dachte nur 'WOW'! Ich eroberte ihr Herz und seitdem sind wir unzertrennlich. Die lange einsame Zeit habe ich trotzdem nicht vergessen und denke oft traurig daran zurück. Denn nur, weil der Mensch sich nicht gut über meine Bedürfnisse informiert hatte, obwohl diese sogar im Tierschutzgesetz stehen, musste ich so lange Zeit einsam sein. Deshalb möchte ich jedem Menschen erzählen: Euer Meerschweinchen braucht einen Freund oder eine Freundin. Alleine ist das 'schweinische' Leben total langweilig und grauenhaft. Niemand kann einen Artgenossen für uns ersetzen, kein Mensch und auch kein Kaninchen. Oder würde euch als einziger Freund ein Pinguin reichen?

Euer Emilio"